Navigation auf uzh.ch

Asien-Orient-Institut UFSP Asien und Europa (2006–2017)

Islamistische Bewegungen in Tunesien im Wandel

Verantwortlich für das Dissertationsprojekt: Joëlle Affolter, M.A.
Finanzierung: UFSP Asien und Europa
Projektdauer: September 2012 – Oktober 2013
Betreuung: Prof. Dr. Bettina Dennerlein, Gender Studies und Islamwissenschaft.
Forschungsfeld: Normen und Ordnungen

Der "arabische Frühling" hat die gesellschaftlichen Veränderungen in Nordafrika und im Nahen Osten seit den 1990er Jahren deutlich gemacht. So haben die überwiegend von Jugendlichen getragenen Proteste die Forderungen nach Würde, Freiheit, Respekt und sozialer Gerechtigkeit ins Zentrum gerückt. Die "arabische Strasse" hat sich dabei einer Sprache bedient, die von Beobachterinnen und Beobachtern mehrheitlich als "post-ideologisch" bezeichnet wird. Dennoch nehmen islamistische Gruppierungen und der Islam als Referenzrahmen eine bedeutende Rolle innerhalb dieses Prozesses ein, wie zum Beispiel der Wahlerfolg islamistischer Bewegungen in Ägypten und Tunesien zeigt. Gleichzeitig sind auch Veränderungen innerhalb dieser Bewegungen selbst beobachtbar: Unter anderem ist es zu einem Prozess der Ausdifferenzierung und Pluralisierung gekommen. Dieser Zustand wurde von der Forschung bisher mehrheitlich mit dem Begriff Postislamismus beschrieben. Postislamistische Bewegungen grenzen sich demnach vom klassischen Islamismus ab, indem sie sich gegen die Utopie eines islamischen Staates und die Dogmatisierung religiöser Inhalte stellen. Sie stehen vielmehr für den Versuch, den Islam und islamische Traditionen mit individuellen Rechten und Freiheiten, mit Modernität und Demokratie zu verbinden. Dieser Prozess zeichnet sich ferner aus durch einen Generationenwechsel und eine wachsende Partizipation von Frauen. Die vorliegende Studie wählt insbesondere die tunesische Bewegung Ennahda und untersucht unter Berücksichtigung der staatlichen Religionspolitik den Postislamismus in Tunesien. Im Zentrum stehen dabei die Geschlechterpolitik und der damit verbundene soziale Wandel. Ziel der Studie ist, die Veränderungen in den 1990er und 2000er Jahren zu konzeptualisieren und auf diese Weise erste Deutungs- und Erklärungsansätze zum "arabischen Frühling" zu liefern.